Antibiotika bei akuter Sinusitis – sinnvoll oder nicht?

Antibiotika bei akuter Sinusitis – sinnvoll oder nicht?

Die akute Sinusitis, eine Entzündung der Nasennebenhöhlen, ist eine der häufigsten Erkrankungen, die oft zu einer Verschreibung von Antibiotika führt. Aber brauchen wirklich alle Patienten mit akuter Sinusitis Antibiotika? Die Antwort ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der Nutzen von Antibiotika bei dieser Erkrankung begrenzt sein kann und manchmal sogar unnötig ist.

Was sagt die Forschung?

In einer umfangreichen Analyse wurden verschiedene Studien zur Behandlung der akuten Sinusitis bei Kindern ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass Antibiotika in vielen Fällen nur einen geringen Vorteil bieten. Zum Beispiel konnte durch die Gabe von Antibiotika das Risiko, dass eine Behandlung nicht anschlägt, nur um 41 % reduziert werden. Das bedeutet, dass statistisch gesehen sechs Kinder mit Antibiotika behandelt werden müssen, damit ein Kind tatsächlich von der Behandlung profitiert.

Auf der anderen Seite stehen jedoch auch Nachteile: Kinder, die mit Antibiotika behandelt wurden, hatten ein 1,6-mal höheres Risiko, an Durchfall zu erkranken. Das zeigt, dass Antibiotika nicht ohne Nebenwirkungen sind, und ihr Einsatz daher gut überlegt sein sollte.

Wann sind Antibiotika sinnvoll?

In den meisten Fällen heilt eine akute Sinusitis von selbst und Antibiotika sind nicht notwendig. Es gibt jedoch bestimmte Situationen, in denen eine Antibiotikabehandlung empfohlen wird:

• Wenn die Symptome länger als 10 Tage anhalten.
• Wenn die Erkrankung einen „zweigipfligen Verlauf“ zeigt, also nach einer Besserung plötzlich wieder schlimmer wird.
• Bei starkem Fieber über 39 °C oder einer eitrigen Nasenentzündung, die länger als drei Tage dauert.
• Bei Komplikationen wie Schwellungen im Gesicht, Augenproblemen oder neurologischen Symptomen.

In diesen Fällen kann eine Behandlung mit Antibiotika notwendig sein, um ernsthafte Komplikationen zu verhindern.

Kurze Antibiotikabehandlung – der neue Trend

Früher wurde eine zehntägige Behandlung mit Antibiotika empfohlen. Neuere Studien legen jedoch nahe, dass eine kürzere Behandlungsdauer von fünf bis sieben Tagen genauso wirksam sein könnte. Dies wäre besonders wichtig, um das Risiko von Nebenwirkungen zu verringern und die negativen Auswirkungen auf das Mikrobiom – die natürliche Bakterienflora im Körper – zu minimieren.

Die Zukunft: Schnelltests für bessere Entscheidungen

Ein großes Problem bei der Behandlung von Sinusitis ist die genaue Diagnose. Oft ist es schwer zu sagen, ob die Sinusitis durch Bakterien oder Viren verursacht wird. Antibiotika wirken jedoch nur gegen Bakterien. Experten hoffen daher, dass in Zukunft kostengünstige und schnelle Tests entwickelt werden, die dabei helfen, zwischen bakteriellen und viralen Infektionen zu unterscheiden. Das würde die unnötige Gabe von Antibiotika deutlich verringern.

Fazit: Abwarten kann manchmal besser sein

Die Behandlung einer akuten Sinusitis mit Antibiotika sollte gut überlegt sein. In den meisten Fällen ist eine abwartende Haltung und die Beobachtung des Krankheitsverlaufs ausreichend, da die Erkrankung häufig von selbst abheilt. Antibiotika sollten nur dann eingesetzt werden, wenn die Symptome besonders schwer sind oder Komplikationen drohen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um die beste Behandlungsoption für Ihre Situation zu finden.

Quelle:Hoppen T. Antibiotika bei akuter Sinusitis – ja oder nein? Pädiatrie, Ausgabe 4/2024.

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